Luke Bedford / Claudio Monteverdi
Fake and Error

Opera Factory Freiburg

Premiere: 8. Oktober 2016

Luke Bedford THROUGH HIS TEETH
Claudio Monteverdi IL COMBATTIMENTO
DI TANCREDI E CLORINDA
Musikalische Leitung Klaus Simon
Inszenierung Hendrik Müller
Raum und Kostüme Claudia Doderer
Dramaturgie Cornelius Bauer
A. / Clorinda Siri Karoline Thornhill
Interviewer & Sister & S. / Testo Sirin Kilic
R. / Tancredi Georg Gädker
Kamera Jonathan Busch

Dass Klaus Simon und Regisseur Hendrik Müller Bedfords Oper mit Monteverdis Madrigal verknüpfen, wirkt nur im ersten Moment gezwungen. Fußt die "Beziehungsproblematik" bei Bedford auf einer gewaltigen Täuschung, so ist's bei Monteverdi Selbsttäuschung oder Irrtum. [...] "Fake and Error" nennen Simon und Müller folglich ihren Opernabend und verzahnen die beiden Werke so konsequent wie intelligent. Auf Bedford folgt Monteverdi, in der gleichen schlichten, kubistischen Bühnendekoration (Claudia Doderer), auf die Schlussszene Monteverdis noch einmal das Finale der Bedford-Oper.
[Alexander Dick - Opernwelt, 12/2016]

Regisseur Hendrik Müller verzichtet darauf, die beiden Werke auch inhaltlich in eine konkrete Beziehung zu setzen – eine Pause trennt die Handlungen voneinander. Müller bleibt abstrakt und untersucht mit analytischer Klarheit und kluger Personenführung die Mann-Frau-Beziehungen. Und bringt mit der Kamera von Jonathan Busch, deren Bilder auf eine Seitenwand übertragen werden, noch eine weitere Wahrnehmungsebene ins Spiel: die Manipulation durch Bilder. [...] Monteverdis Madrigal nach der Pause hält die emotionale Spannung hoch. Das Schlachtfeld ist hier ein Abendessen, der Rotwein das Blut, das Steak der Körper, der verletzt wird. Auf dem Livevideo kann auch ein Küchenmesser, von unten gefilmt, zu einem Schwert werden. Mit wenig Mitteln schafft die Opera Factory Freiburg aufregendes Musiktheater. [...] Ein intensiver, präziser und berührender Opernabend.
[Georg Rudiger - Neue Musikzeitung, 13. Oktober 2016]

Der Regisseur begegnet den beiden Stoffen aus der – verbindenden – Distanz der Abstraktion. Claudia Doderers Bühne ist eine winzige, kubistisch verschobene "White Box", deren Hintergrundprospekt bei Monteverdi eingestürzt ist. Dominiert bei Bedfords Psychothriller der klaustrophobische Anstrich, wandert das mittelalterliche Torquato-Tasso-Epos auf ein anderes Schlachtfeld – die Speisetafel. Dort sitzen sich an den Stirnseiten die beiden Protagonisten gegenüber, belagern sich mit Messer, Gabel und Rindersteak, während Testo, mit blutroter Jacke sie umkreisend, das traurige Geschehen rezitiert. Verbindendes Element beider Produktionen sind die Live-Projektionen von einer Videokamera. Da kann man aufstöhnen und sagen: oh Gott schon wieder. Oder aber die Psychoebenen goutieren, die Hendrik Müller mit diesem einfachen Kunstgriff kreiert, ohne seine Inszenierung damit einfacher zu machen.
[Alexander Dick - Badische Zeitung, 10. Oktober 2016]

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